Erfahrungsbericht Mud Masters Weeze Samstag 06.05.2017 42 km

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    • Erfahrungsbericht Mud Masters Weeze Samstag 06.05.2017 42 km

      Hallo zusammen.
      Dieser Laufbericht wird sich mit einem ganz speziellen Lauf befassen.
      Einem Marathon mit weit über 100 Hindernissen. Normal kann ja auch jeder ;)

      Ganz im Ernst: Ich mache OCR und auch Marathons seit ca. einer Dekade
      mit. Dieses Ereignis hat mir das erste Mal wieder so richtig Angst
      eingejagt. Aus Angst wurde nun Respekt. Rückblickend gesehen war es das
      härteste sportliche Erlebnis, was ich jemals gemacht habe (mal abgesehen
      von mehrtägigen Wandertouren durchs/übers Hochgebirge mit 20 kg aufm
      Rücken...).
      Ich bin hier "allein" angetreten, da keiner meines Laufkreises so weit
      war oder so bekloppt ist, so etwas mitzumachen. Aus den vergangenen
      normalen Marathons wusste ich aber, dass der Mann mit dem großen Hammer
      um die Ecke wartet eine Gelegenheit zu bekommen diesen zu benutzen ;)

      Ich habe mich nicht spezifisch auf die Marathondistanz vorbereitet.
      Nicht besonders ernährt. Allerdings bin ich recht viel gelaufen. Im März
      300 km (jeden Tag im Schnitt ein 10er). Im April ein paar "normale"
      Laufetappen durch den Wald und den Xletix und den Strong Viking (in
      Beast und Lightningdistanz). Ich laufe Marathons bis jetzt in einer Zeit
      von 04:15 bis 04:45, je nach Trainingsstand, ohne spezifisches
      Marathontraining.
      Da ich im Oktober diesen Jahres den Iron Viking mit einem Zeitlimit von
      07:30 laufen werde, war mein "Pflichtziel" unter 8 Stunden, mein
      optionales Ziel in unter 07:30 ins Ziel zu laufen. Das habe ich offenbar
      geschafft, denn nachdem ich mein Finisher-Shirt abgeholt habe und mir
      mein Finisher-Bier (darf man das so bezeichnen? Da ist kein Alkohol
      drin..datt is doch kein BIER!! ;) ) geholt habe, habe ich nach der
      Uhrzeit gefragt. Es war exakt 17:00 Uhr, gestartet sind wir um 09:30
      Uhr. Ich muss also um ein wenig die 07:30 h geknackt haben.

      Im Vorfeld wurde auf den Medien seitens des Veranstalter verkündet, dass
      die Verpflegung für die Marathonis ausreichend vorhanden sei..dem muss
      ich an dem Punkt widersprechen. Es gab genau zwei Verpflegungsstationen.
      Eine im Ziel (also nach jeder Runde eine, drei Runden musste man
      absolvieren mit 18/12/12 km) und eine recht genau drei Kilometer weiter.
      Die Platzierung war absolut undurchdacht. Wasserstationen gab es
      mehrere. Für Marathons dieser Art ist das imho nicht ausreichend.

      Die GPS Geräte haben im Ziel 44km und mehr angezeigt. Eine Sache ist
      aber echt gut geregelt: Als Marathonläufer hat man eine Warnweste
      bekommen, weil man an den Hindernissen Vorrang eingeräumt bekommt=man
      muss nicht anstehen. Das ist eine absolut sinnvolle Regelung, da bei
      drei Runden an mehreren Stellen zu warten gewesen wäre, womit eine
      Zielzeit von 9h plus sicher gewesen wäre. Die anderen Läufer der anderen
      Wellen und Distanzen waren absolut tolerant und haben uns konstant mit
      angefeuert und durchgelassen. Danke für Euren Sportsgeist!

      Ich habe mich im Vorfeld erkundigt, wie andre Läufer meiner "Klasse" so
      einen Lauf meistern. Ich bin da scheinbar im Vergleich keine schlechte
      Zeit gelaufen. Ich habe rückblickend gesehen noch gutes Potential das
      auch deutlich effektiver zu schaffen. An einigen Hindernissen habe ich
      viel gewartet und geholfen und ehrlicherweise auch mal ein paar Minuten
      Luft geholt. Unter Zeitmessung mit Limit hätte ich das wohl nicht gemacht.

      Wie oben schon geschrieben: Es sind drei Runden, die zu bewältigen sind.
      Die erste 18 km Runde habe ich in 02:40 h geschafft. Sehr geil war der
      Moderator der Startwellen, der die ersten Marathonläufer begrüßt hat,
      die aktuelle Startwelle zum Applaus gebeten hat und uns einfach hart
      gefeiert hat! Das hat einen mega Schub gegeben :) "Ihr seid ja schon
      alle bekloppt, aber unsre Marathonläufer, DAS sind die wahren
      Bekloppten" ;) Ich hab den Typen hart gefeiert! :)

      Danach habe ich weder eine Zeit erfragt, noch ein Gefühl für Selbige
      gehabt. Es wurde natürlich von Runde zu Runde schwerer sich zu
      motivieren. An der Hälfte der Strecke dachte ich schon: "Das wird ein
      hartes Ding ins Ziel zu kommen". Aber ich gebe nicht auf, selbst wenn
      ich ins Ziel kriechen muss nicht. Genau das habe ich versucht
      auszustrahlen und die anderen Läufer um mich rum auch so mitzuziehen.
      Einer der Läufer war kurz vorm aufgeben. Selbigen habe ich ins Gewissen
      geredet, dass er zur Not halt ins Ziel wandern soll. Zufällig habe ich
      ihn dann auf dem Parkplatz getroffen. Er bedankte sich bei mir, zu
      seiner Frau sagend: "Ohne diesen Typen hätte ich aufgegeben, vielen
      Dank!"..ein wärmendes gutes Gefühl war das! Bei einem Marathon hat jeder
      früher oder später einen toten Punkt, wo man sich mal ziehen lassen
      muss. Ich natürlich auch. An mehreren Punkten...aber die innere Stimme:
      "Ich gebe nicht auf, ich komme ins Ziel, zur Not auf allen Vieren".
      Übrigens..ich bin auf zwei Beinen durchgejoggt, die letzten Reserven
      mobilisierend.

      Ebenfalls im Vorfeld wurde mir mitgeteilt, dass die meisten Marathonis
      gegen Ende sehr viele, wenn nicht alle Hindernisse auslassen. Da war und
      bin ich kein Freund von, denn dann kann man den Lauf auch auf der Straße
      machen. Ich bin wegen der Hindernisse da, also nehme ich auch verdammt
      nochmal Jedes! ;) Leider wurde mir in Folge des Laufes zunehmend
      bewusst, dass dies ab einem gewissen Punkt einfach nicht mehr möglich
      ist. In Runde zwei habe ich tatsächlich noch jedes Hindernis probiert,
      in Runde drei habe ich die ganz harten ausgelassen, weil der Körper
      einfach zu krass leer war, um die richtig Knackigen (z.B. das mit dem
      gespannten Seil, an dem man Langhangeln muss) noch zu bewältigen.
      Allerdings waren das tatsächlich auch nur drei oder vier insgesamt. Den
      Rest habe ich zumindest versucht und tatsächlich auch die Meisten
      geschafft.

      Es ist erstaunlich, wie unterschiedlich belastbar der Körper doch ist.
      10 weitere km Laufen ist nicht drin, aber Oberkörper- und Schnellkraft
      sind ausreichend vorhanden, um ne Pipe hochzurennen und um sich an Tauen
      über Gräben zu schwingen.

      Was ich aber als Fazit ziehe ist: DIE GRENZEN SIND NUR IM KOPF! Die
      letzten 5-7 km musste ich zwar weitestgehend gehen, weil meine Beine
      nicht mehr wollten und meine Hüfte angeschlagen war, aber mit
      spezifischem Training geht das mit Sicherheit auch noch flüssiger.

      Das Gelände war echt der Hammer. Ich kenne das noch von den ersten
      Strongmanrun Veranstaltungen. Viel schöne Natur, in der Mitte ein
      Flughafen, von dem kleine, wie große Maschinen gestartet sind. Eine 747
      ist gefühlt 50 Meter über mir hinweggeflogen zur Landung. Beeindruckend
      wars :)

      Die Hindernisse im Einzelnen zu beschreiben spare ich mir in diesem
      Bericht..wer mag kann Fragen stellen, die ich dann gerne beantworte. Ein
      bisschen fies fand ich den Umstand, dass man die Hindernisse für die
      Nightshift und den Folgetag sehen konnte und dass wir diese nicht nehmen
      durften..die sahen teils auch sehr nice aus.

      Auf ein paar wenige Hindernisse gehe ich dennoch ein.

      Execution: Ein Hindernis, wie ich es noch nicht kannte: Eine Falltür,
      ca. drei Meter über einer eiskalten Wasseroberfläche. Man stellt sich zu
      zweit auf ein Brett (welche man vorher zu zweit mit einem Seil
      hochziehen muss, so dass es arretiert). Dann stellt man sich drauf und
      wartet, dass der Hinderniswart den Auslöser drückt. Bei Runde eins habe
      ich ihn nicht von drei runterzählen gehört und hab mich MEGA erschreckt.
      Adrenalinlevel: 9000. Und Panik im Wasser, weil ich keine Luft geholt
      hatte. Aber das Rettungsschwimmertraining hat sich ausgezahlt ;) Also
      meines meine ich. ;)
      In Runde zwei war eines der Bretter defekt, an selbigem stand ich und
      musste selber springen. Deutlich angenehmer. Übrigens sind hier in Runde
      zwei schon einige Marathonis am Hindernis (welches eigentlich keines
      ist) vorbei gelaufen. Ich wollte es für mich aber so realistisch wie
      möglich am Iron Viking halten. Ich glaube da kann man auch keine
      Hindernisse umlaufen.

      Das letzte Hindernis vorm Ziel: der "Sizzler". Ich hasse
      Stromhindernisse aus ganzem Herzen. Ich vertrete die Einstellung, dass
      jedes Hindernis geil ist, solange man es mit Technik und/oder Kraft
      bewältigen kann. Wenn man sich weh tut, war man halt blöd. ;)
      Aber ich lehne Hindernisse ab, die nur darauf ausgerichtet sind, egal
      wie schnell oder geschickt man ist, Schmerzen zuzufügen, die zusätzlich
      auch noch extrem ungesund sind. Dieses Stromhindernis bestand aus
      mehreren Passagen, aus in verschiedenen Höhen hängenden Stromseilen,
      denen man nicht ausweichen konnte. Hier nehme ich kategorisch aus
      Boykottgedanken die Pussylane und krieche mir lieber die Knie blutig.
      Klingt widersinning. Ist es aber nicht.

      Dann gab es natürlich auch die "üblichen" Hindernisse: Viel Kriechen,
      Krabbeln und Gleiten. Sandsäcke schleppen. Natürliche und angelegte
      Gräben und Hügel überwinden. Monkeybars. Monkeybars mit einem
      "Dachaufbau" in der Mitte, also auf Hälfte der Strecke hochklettern und
      wieder runter und dann geradeaus..DAS ging mal so richtig auf die
      Schultern. In Runde drei waren die nur noch gerade, ohne das Dach..haben
      wohl zu viele nicht geschafft ;). Ich war erstaunt, dass es in Runde
      drei noch funktioniert hat.

      Sehr cool fand ich, dass die meisten Hindernisse mit einer Art
      "Erleichterung" ausgestattet waren. Wenn man also alleine, ohne Hilfe
      vor Hindernissen stand, gab es bei den Meisten die Möglichkeit z.B. den
      rechten Teil der Wand zu Beklettern, der mit einem Brett/Seil versehen
      war, damit man nicht auf Räuberleiter o.Ä. angewiesen ist. Das war an
      einigen Hindernissen echt nötig, wenn man allein unterwegs war.
      Besonders in der Marathondistanz.

      Im Ziel angekommen war ich noch ein Mal so richtig erfreut: Ich nahm an,
      dass es keine Medaille geben würde, maximal ein Shirt mit der km Zahl
      drauf. Aber: Es gab eine Medaille. Für Jäger und Sammler top! Ich hab
      mich mega gefreut.

      Abschließend möchte sagen: Jede Distanz ist machbar. Um so einen Lauf zu
      bestreiten braucht man den eisernen Willen und man muss sich über
      mehrere Tiefpunkte hinwegquälen können. Es ist und bleibt ein eisernes
      Gesetz: DIE GRENZE IST NUR IM KOPF! (*ganz kleinlaut: es sei denn man
      ist Verletzt*) ;)

      Ich hoffe Ihr konntet was hilfreiches aus dem Bericht ziehen und ich
      hoffe, dass er Euch gefallen hat.

      Ausdauernde und starke Grüße!

      Das WonneBeasT
    • Zum Abend noch mal ins Forum geschaut und auf die Sekunde genau deinen neusten Bericht gesehen :thumbup:
      Dir auf jeden Fall meinen allergrößten Respekt!

      Ich denke die 42km sind für mich in absehbarer Zeit definitiv kein Ziel, dafür laufe ich a) noch nicht lang genug und b) nicht gerne genug... Abgesehen davon, dass ich die zwei normalen (10-16km) Laufeinheiten pro Woche schon kaum untergebracht bekomme.
      Aber wie du selber sagst, die Grenzen gibt es nur im eigenen Kopf und wer weiß was in meinem in der kommenden Zeit so vor sich geht ;)

      Ich werde die Mud Masters vllt. im September (Hamburg) in Angriff nehmen, das lässt sich gut mit Xletix in Norddeutschland kombinieren.
    • Sehr ordentlich und herzlichen Glückwunsch!
      Ich kann es auch nicht nachvollziehen, dass man Hindernisse auslässt. Denn genau das macht doch unseren Sport aus! Aber es wird immer welche geben, die sich einfach nur mit Federn schmücken wollen, egal ob sie sich verdient haben oder nicht.

      Beim Iron Viking im Oktober bin ich auch dabei und bin schon gespannt drauf :)

      Bei deinem "Gesetz" gebe ich dir absolut Recht: wenn unser Kopf es will, können wir viel mehr leisten als unser Körper es uns manchmal gern glauben lässt ;)
      Eat Pasta, run fasta. Iss Nutella, lauf schnella!
    • Erst einmal Glückwunsch und vielen Dank für die ausführliche Zusammenfassung.
      Um nicht noch ein drittes Thema zum Mud Masters aufzumachen schreibe ich hier einmal kurz meine Eindrücke zur 18er Runde vom Samstag:

      Leider hat mein Laufpartner relativ kurzfristig abgesagt so dass ich alleine meine Runde drehen musste. Wie wir alle wissen ist das "alleine" aber auf solch einer Veranstaltung kein Problem da es mehr als genug (im positiven Sinne) Idiot... Beloppt... motivierte Mitstreiter gibt. Bisher war es zumindest bei mir bei allen Events so, dass man sich bei Bedarf über fehlende Hilfe nicht beschweren konnte.
      Gestartet bin ich nach problemloser Anfahrt pünktlich in der 10.30h Gruppe. Die Hindernisse (den Streckenplan dazu gibt es beim Night Shift Bericht) fand ich durchaus gelungen - sie gingen sogar locker von der Hand. Einzig und allein beim Flyer bin musste ich ein wenig anstehen und warten. Zum Glück wurde das vorherige Hindernis erfolgreich absolviert. Alle die bei dem Hangel-Hindernis ins Wasser gefallen sind haben sich vor dem Flyer klitschnaß gut einen abgefrohren.
      Beim Executioner musste ich im Nachhinein ein wenig grinsen. Nachdem man die Falltür hochgezogen hatte hieß es vom 'Henker' vor Ort: "Stellt euch auf die gelbe Markierung da vorne. Denkt dran die Arme zu verschränken und dann zähle ich von 1..." und schon war ich im kalten Wasser. Das war schon eine fiese Nummer :).

      Zusammenfassend ein gelungenes ja sogar richtig geniales Event welches ich zuvor unterschätzt hatte. Unterschätzt nicht im sportlichen Sinne sondern eher als Eventformat. Ich dachte das wäre irgendwie ein wenig (ohne das böse zu meinen) lokaler, kleiner, vielleicht sogar amateurhafter als z.B. die Tough Mudders, Strong Vikings oder Xletixs (andere kenne ich bisher noch nicht, habe ja mehr oder weniger gerade erst Blut geleckt :)) dieser Welt.
      Aber hey... ich habe mich wohl geirrt. Tadellos organisiert und durchgeführt... Kategorie rundumsorglos-Spaß! Die sehen mich wieder!

      Gefreut habe ich mich ein wenig darüber, dass ich schon recht früh gestartet bin. So gab es bei der Anfahrt keinerlei Stau oder Wartezeiten. Als ich das Gelände dann gegen ca.14h wieder verlassen habe hatte sich die Anfahrtsstaße schon in einen (geschätzt) 4km langen Anreise-Stau verwandelt.
    • Hallo WonneBeast ,

      wenigstens noch einer der so bekloppt ist wie ich , ich werde im Juli nach Schottland zum Ultra Beast fliegen , dein Beitrag macht auf jedenfall Mut. Weil um ehrlich zu sein scheiße ich mir schon ein bisschen in die Hose , aber durch deinen Beitrag sehe ich dem ganzen Positiv entgegen. Ich werde deifinitiv berichten wenn ich wieder da bin =)

      Gruß

      Kev
    12 Wochen Griffkraft Trainingsplan für Hindernisläufer

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