Bericht OCR WM 2016 Blue Mountains Canada

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  • Wie intensiv das Leben sein kann spürt man immer dann, wenn man sich extrem große Ziele setzt und mit ganzem Herzen an deren Erreichung arbeitet. So hatte ich mir dieses Jahr als persönliches Ziel die Überwindungvon 1000 Hindernissen in 2016 gesetzt und mich im Zuge dessen beim Strong Viking in Fürstenau für die OCR Weltmeisterschaft in Kanada (Altersklasse 40-45) qualifiziert. Sieben Monate und 30 Hindernisläufe später fehlen mir nur noch 79 Hindernisse zur Erreichung meines Ziels und ich bin in den Blue Mountains, Kanada zur WM.

    Zusammen mit einem wunderbaren Team aus Deutschland wohne ich in einem Ferienhaus, welches Charles Franzke organisiert hat. Ergänzt wird das deutsche Team durch einige Läufer die in anderen Unterkünften nächtigen.

    Wir schlafen auf engem Raum zusammen, aber es ist richtig cool. Die Jungs und Mädels sind total gut drauf und die Stimmung ist hervorragend. Kein Neid oder spürbares Konkurrenzdenken, statt dessen viel Lachen und gute Gespräche. Wir kochen zusammen und doch ist es auch kein Problem, wenn jemand alleine etwas unternimmt. Es passt einfach. Alle haben das Ziel, bei der OCR Weltmeisterschaft ihr Bestes zu geben und natürlich haben wir mit Charles Franzke und Till Leipziger zwei Athleten dabei, welche mit den Besten der Welt durchaus mithalten können.

    Es ist Mittwoch, der 12. Oktober und ich besuche das Eventgelände in dem kleinen Ferienort Blue Mountain Village das erste Mal. Hier wird fleißig aufgebaut und die ersten Athleten gehen neugierig herum und saugen die Atmosphäre in sich auf. Ich kaufe mir einen Kaffe und genieße dieses besondere Gefühl aus positiver Anspannung, Spannung auf das Kommende und Vorfreude. Sportler aus 42 Nationen werden hier starten und ich bin mitten drin! Jeder hat sich irgendwo auf der Welt qualifiziert und auch die ganz großen Namen wie Albon, Atkins, Kilian etc. haben sich angekündigt. Das Niveau wird sehr hoch werden und das erhöht die Vorfreude zusätzlich.

    Den Donnerstag unternehmen wir mit Marco und Michael (zwei super Typen) einen Ausflug in die nahe gelegene Stadt Collingwood wo ich das leckerste Clubsandwich meines Lebens esse. Leider regnet es heute in Strömen, aber das tut der guten Stimmung keinen Abbruch und die Vorhersage für die kommenden Tage ist hervorragend. So ziehen die Wolken bereits am Donnerstagnachmittag ab und ich kann noch eine lockere Laufeinheit mit ein paar Klimmzügen einbauen.

    Die Zeit verfliegt und am Freitag steht für die meisten der Jungs das erste Highlight, der Kurzdistanzwettbewerb an. Dabei muss eine Strecke von 3 Kilometern mit 15 Hindernissen bewältigt werden. Ich verfolge das Spektakel mit Begeisterung direkt am Platinum Rig. Dieses Hindernis scheint vielen Sportlern echte Probleme zu bereiten. Hier verlieren Viele ihr Band. Apropos Band…… Die Regeln der WM sind eigentlich ganz einfach. Man muss jedes Hindernis schaffen, ansonsten wird einem das Band (ein Gummiarmband) gecuttet.Man hat mehrere Versuche um ein Hindernis zu schaffen, aber jedes Hindernis muss bewältigt werden.
    Ist das Band einmal gecuttet, wird man auf einer gesonderten Ergebnisliste geführt, darf aber weitermachen und erhält eine Penalty-Strafe.Unsere Mädels und Jungs halten sich auf die Kurzdistanz hervorragend und stolz präsentieren sie während des offiziellen Teamfotos im Anschluss an die Veranstaltung ihre weißen Finishermedaillen der Kurzdistanz. Das erste Mal präsentieren wir auch unsere neuen Outfits des Teams Deutschland.



    Abends wird in unserer Unterkunft gefeiert, aber alles in Maßen. Morgen steht schließlich das Highlight, die 15Kilometer-Distanz der OCR Weltmeisterschaft an. Morgen bin auch ich in meiner Altersklasse 40+ dran, ich bin so richtig aufgeregt. Die ersten Starts der Hauptgruppe sind bereits um 08:00 Uhr in der Früh und niemand will das verpassen. So sind bereits ab 05:00 Uhr die Ersten in unserem Sportlerhaus wach, frühstücken und bereiten sich und die Ausrüstung für das anstehende Rennen vor. Ich bin erst um 10:10 Uhr dran, begebe mich jedoch nach einem kurzen Frühstück trotzdem früh auf das Eventgelände. Ich will mir nichts entgehen lassen. Wann ist man schon einmal bei einer Weltmeisterschaft dabei?

    Paige, der Anheizer leistet ganze Arbeit und motiviert die Läufer bis in die kleinste Haarspitze. Der Mann ist zu bewundern. Nicht nur für die Leidenschaft die er in seine Reden legt, sondern auch für den Inhalt. Dieser ist bei jeder Startgruppe anders und speziell angepasst.

    Die Pro-Division ist auf der Strecke und ich staune wie groß die Unterschiede sind. Jon Albon braucht am Platinum Rig nur wenige Armzüge und setzt den Schwung geschickt ein, während Andere ihre Kraft gebrauchen, dadurch jedoch viel Zeit verlieren. Charles ist flott unterwegs und hält sich unter denersten 20 Läufern. Leider hat Till ein paar Probleme an der Q-Pipe gehabt. Diese Halfpipe ist extrem rutschig und die Läufer fallen reihenweise herunterund viele verlieren ihr Band. Heute ist leider nicht der Tag von Till, so muss auch er sein Band hier abgeben. Der Junge ist aber ein großer Sportler und hat dieses Jahr mit unzähligen Siegen und dem Vizeeuropameistertitel so viel erreicht! Meinen Respekt und Glückwunsch dazu. Außerdem ist Till ein super Typ!

    Auch heute scheitern viele Läufer am Platinum Rig und noch vor meinem Start höre ich, dass Jon Albon das Rennen in einer Stunde und 24 Minuten !!!!! gewonnen hat. Der Mann ist von einem anderen Stern, unglaublich.

    Die schnellen Läufer haben es vorgemacht, nun sind wir Age-Grouper dran. Mein Start ist um 10:10 Uhr und bereits zehn Minuten früher müssen wir uns im Startbereich einfinden. Paige beginnt mit einer sehr persönlichen Ansprache für die Starter ab 40 und ich kann euch empfehlen die Lautsprecher voll aufzudrehen und seiner Rede zu lauschen. Wir haben alle Tränen des Stolzes und der Rührung in den Augen.



    Paige schickt uns auf die Strecke und ich kann es gar nicht glauben. Ich laufe mit 40 Jahren meine erste Weltmeisterschaft. Manche brauchen einfach etwas länger….
    Die ersten 14 Hindernisse fordern mich, aber ich kann sie meistern. Besonders stolz bin ich drauf, dass die Q-Pipe kein Problem darstellt und ich den Dragon´s Bag das erste Mal erfolgreich absolviere.


    Der Sprung an die Querstange stellte mich durchaus vormentale Herausforderungen, aber irgendwie konnte ich mich überwinden.

    Mein Band verliere ich jedoch trotzdem. Am Platinum Rig kannich die Ropeswings noch erfolgreich gestalten, jedoch stürze ich dreimal beim Übergang zu den Ringen.


    Auch wenn dies nicht unerwartet für mich war, so binich trotzdem etwas traurig. Aber heute hat es am Platinum Rig viele Athleten erwischt. Das folgende Bild wurde deshalb so schön mit „Broken Dreams“betitelt. Es handelt sich um lauter abgeschnittene Bänder…..



    Für mich persönlich ist es aber kein großes Ding, denn meinZiel ist die Medaille. Ich darf weitermachen und es warten viele, interessante Hindernisse auf mich und auch die Strecke ist traumhaft. Über 1000 Höhenmeter, tolle Trails durch den Wald, anspruchsvolle Mountainbiketrails und total nette Menschen die trotz Wettkampf immer ein freundliches Wort für mich übrig haben. Es ist traumhaft. Ich genieße in vollen Zügen. Längst habe ich mein flottes Lauftempo gegen ein gemütlicheres eingetauscht, so dass ich mehr auf Landschaftund die Menschen eingehen kann. Ich unterhalte mich mit einem netten Typen aus Equador und erfahre, dass der OCR-Sport dort noch ziemlich unbekannt ist, die Beliebtheit aber sprunghaft wächst. Ein Kollege aus den USA erkennt mich aus Instagram und die Begrüßung ist so herzlich, als ob wir uns schon Jahre kennen würden.

    Es gilt zwei weitere Schrägwände zu überwinden, was heute Gott sei Dank problemlos funktioniert.


    Monkeybars in unterschiedlichen Ausführungen (Pipes,Ringe etc.) machen auch keine Probleme. Dann folgt ein Rig, welches mit dem Rücken zum Boden überwunden werden muss. Hier falle ich kurz vor dem Ende des Hindernisses herunter und könnte einen zweiten Versuch wagen. Da die Warteschlange jedoch ziemlich lang ist, will ich die Anderen (die ihr Band noch haben) nicht behindern und eile zum nächsten Hindernis. Mir macht dieses Rennen richtig Spaß, denn nach jedem Hügel und jeder Kurve erscheint erneut ein Hindernis, welches mich richtig fordert. Es ist wirklich spannend was sich dieVeranstalter einfallen haben lassen. Die Qualität der Hindernisse ist sehr gut und extrem hoch.

    Bald schon sind die 15 Kilometer vorbei und die 50Hindernisse überwunden. Die letzte, hohe Schrägwand überwindend eile ich insZiel und bekomme meine Medaille überreicht. Ich bin sooo stolz und glücklich! Ich habe meine erste OCR WM so intensiv und mit so viel Freude erlebt, dass ich am liebsten gleich noch einmal starten würde. Aber dazu werde ich morgen noch im Rahmen der Team-WM erneut die Möglichkeit bekommen.


    Nach dem Zieleinlauf schnappe ich mir einen Kaffe, setze mich in den Zielbereich und beobachte die anderen Läufer bei ihrer Zielankunft. Es ist unglaublich intensiv, ich trage die Medaille mit Stolz und lasse mir den Kaffe so richtig schmecken.

    Nachdem alle Läufer ins Ziel kommen, ergeben sich folgende Wertungen der Leute die mit Band ins Ziel gekommen sind:


    Die Ergebnisse der OCR WM 2016 im Überblick, sortiert nach Klassen


    Männer



    KlassePlatzierungAthletZeit
    Pro Division1Jon Albon1:24
    Pro Division2Ryan Atkins1:29
    Pro Division3Conor Hancock1:31
    Pro Division4Robert Kilian1:32
    Pro Division5Sergey Perelygin1:33
    Pro Division23Charles Franzke1:41
    Pro Division52Chris Lemke1:57
    Pro Division86Till Zimmermann2:08
    Pro Division91Christian Kirstges2:10
    Pro Division106Patrick Garenfeld2:18
    Pro Division140Alexander Wagner2:31
    Pro Division146Patrik Kessmann2:33
    Pro Division152Matthes Brähmig2:36
    Pro Division210Dennis Euler4:26
    Age Group 30-341Gregorie Rezzonico1:36:11
    Age Group 30-342Renaldas Bugys1:36:20
    Age Group 30-343Johannes Tegner1:40:31
    Age Group 30-344Brian Gowiski1:40:48
    Age Group 30-345Austin Azar1:40:55
    Age Group 30-34Daniel Würtz2:35
    Age Group 35-391Matthew Mullens1:53
    Age Group 35-392Nick Day1:54
    Age Group 35-393Kaspars Kanberzs1:55
    Age Group 35-39Stefan Biedermann2:00
    Age Group 35-39Thomas Samtleben2:19
    Age Group 40-441Ethan Nedeau1:47
    Age Group 40-442LeEarl Rugland1:47:27
    Age Group 40-443Michael Mark1:57
    Age Group 40-44Christian Dorn2:11
    Age Group 40-44Marco Seyfarth3:21
    Age Group 45-491Tom Petryshen1:59
    Age Group 45-492Tony Leary2:07
    Age Group 45-493Patrick Peeters2:10
    Age Group 45-49Abbi Westphal2:27
    Age Group 45-49Michael Wrobbel3:40
    Age Group 50+1Greg Bugher2:04
    Age Group 50+2Ian Lowe-Wylde2:04:36
    Age Group 50+3Pierre Brien2:17
    Age Group 50+Toni Franzke2:38


    Nicht vergessen dürfen wir den hervorragenden 5. Platz von Eugen Weber in der "Journeyman"-Wertung. Eugen hatte sich leider, obwohl qualifiziert, zu spät angemeldet, weshalb nur noch "Journeyman" übrig blieb. Hier schlug er sich aber mehr als tapfer. Glückwunsch hierzu!

    -----Ergebnisse der Damen folgen in Kürze------

    Den Rest des Tages wird nur mit einem Bierchen gefeiert, wenn auch „mit angezogener Handbremse“, da morgen Früh die Team-WM ansteht und da wollen wir nochmal richtig Gas geben.

    Wieder heißt es früh aufstehen, denn heute ist Sonntag und damit steht heute die Team-WM an. Insgesamt starten bei den Herren drei deutsche Teams, ich starte in einem internationalen Team mit Andre und Peter aus Schweden. Auch wenn unsere Startzeit erst um 09:45 Uhr ist, feuern wir die anderen Teams kräftig an und freuen uns total, dass das beste deutsche Team auf einem hervorragenden, 7. Platz landet! Eine echte Hausnummer!
    Beim Team-Wettbewerb starten 3 Sportler pro Team. Es gibt die Kategorien „Kraft“, „Technik“ und „Laufen“, die jeweils durch einen Sportler belegt werden. Es beginnt der Läufer, welcher einen anspruchsvollen Laufparcour absolvieren muss, bevor er das Band dem Techniker übergibt. Dieser muss Hindernisse wie z.B. das Platinum-Rig bewältigen, bevor er das Band dem Kraft-Menschen übergibt, welcher einen dicken Sandsack bis ganz oben auf den Berg und wieder hinunter schleppen muss. Nun muss das Band nochmal an den Techniker übergeben werden, welcher nochmal ein paar Hindernisse bewältigen muss, bevor alle drei Starter die hohe Schlussschrägwand bewältigen müssen.

    Heute regnet es wie aus Kübeln und so werden alle drei Kategorien extrem anspruchsvoll. Die Laufstrecke ist rutschig und es gibt viele Stürze, die Hindernisse sind extrem glitschig und schwer zu fassen und auch der Berg ist mit dem Sandsack extrem rutschig, vor allem beim Abstieg. Wir packen das trotzdem und stehen nun vor der großen, letzten Schrägwand.


    Wir beobachten die unterschiedlichsten Techniken wie die Leute versuchen, diese Wand zu überwinden. Wir selbst helfen uns per Räuberleiter bis zum Seil an der Wand, dann steigen wir hoch. Eigentlich kein Problem, zumindest wenn man lang genug ist. Zu guter Letzt bleibt noch Andre übrig, welcher jedoch durch einen wagemutigen Sprung ans Seil nahezu ohne Hilfe nach oben kommt. Nun bleibt nur noch ein kurzes Stück bis ins Ziel und wir empfangen stolz unsere Team-WM-Medaille. Ein klasse Gefühl!

    Leider muss jetzt alle schnell gehen, denn ich muss zum Flughafen. Mein Flieger geht noch heute zurück nach Deutschland. Ich verabschiede mich vom Team und fahre zurück nach Toronto zum Flughafen. Irgendwie befällt mich Wehmut, aber ich freue mich auf zu Hause.

    Ich muss erst einmal alles verarbeiten. Solch eine intensive Woche kann und soll man nicht einfach nur "abhaken". Das Verarbeiten dauert noch sehr lange. Es sind Freundschaften entstanden und unvergessliche Momente entstanden.



    Ich sitze im Flieger und schaue auf Kanada herab und bin mir sicher "Ich komme wieder"!

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