Bericht Spartanrace Beast Liberec 2016

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  • wieder sitze ich viele Stunden im Auto, diesmal allerdings in angenehmer Gesellschaft. Wir (Elli, Mike und ich) sind zu Dritt unterwegs nach Liberec in der Tschechischen Republik. Es ist Freitag Abend und wir haben eine einfache Pension zum Übernachten gebucht. Robert wartet bereits dort auf uns und nach etwa fünf Stunden Fahrt erreichen wir auch unseren Zielort. Liberec ist mit ca. 100.000 Einwohnern die größte Stadt Böhmens und wird geprägt durch den etwa 1012 hohen Jeschken, ein mit einem extravaganten Turm versehenen Berg, welchen wir auch noch gut kennen lernen werden.


    Der Jeschken ist ein Teil des Isergebirges und überragt die gesamte Gegend. Dort befindet sich ein beliebtes Skigebiet, angereichert durch eine riesige Skisprungschanze. Ein typisches Wintersportgebiet also. Dass man dort aber auch hervorragend Hindernisläufe veranstalten kann, werden uns die Veranstalter des Spartanrace Tschechien zeigen.
    Wir haben eine kleine Pension in einem Nachbarort von Liberec gebucht welche zweckmäßig ist, jedoch den Nachteil hat, dass es erst ab 08:00 Uhr Frühstück gibt, zu spät für uns. Ersatzweise bekommen wir ein paar Cornflakes hingestellt. Ein spartanisches Frühstück, aber es muss reichen, aber reicht es auch für einen Beast?


    Nach dem kargen Frühstück erreichen wir das Eventgelände und treffen viele Bekannte bereits auf dem Parkplatz. Es ist immer schön die Mädels und Jungs wiederzusehen. Es ist im Lauf des Jahres eine starke Gemeinschaft entstanden.
    Zusammen betreten wir das Eventgelände und sind beeindruckt von den vielen Hindernissen auf relativ kleinem Raum. Wenn wir hier durchkommen, dann wird´s hart.


    Wir haben noch etwas Zeit und ich möchte gerne noch ein Frühstück auf dem Gelände nachschieben. Das funktioniert aber leider nicht, denn es werden nur Kronen angenommen, anders als überall sonst, wo man in der Tschechischen Republik normal problemlos auch mit Euro zahlen kann. Ersatzweise esse ich zwei Müsliriegel aus meiner Tasche und bald schon stehen wir mit Mike im Startblock. Elli und Robert sind bereits auf der Strecke, da sie eine frühere Startwelle haben.
    Der Startschuss fällt und wir laufen los. Bereits nach wenigen Metern müssen wir durch viel zähen Schlamm und der Puls geht sehr früh steil nach oben, die ersten "Over- Under-Wände" sind kein Problem. Der erste Barbed Wire führt bergauf und ist extrem tief, danach steht schon eine Schwimmeinheit durch einen See an. Das Wasser ist ziemlich kalt aber das Schwimmen ist kein Problem. Ich komme aus dem Wasser und dort wartet ein Code den wir uns merken müssen, bevor wir wieder ins Wasser dürfen und wieder ans andere Ufer zurückschwimmen. Mein Code is übrigens "PB73PW". Ein langes Seil muss aus dem brusthohen Wasser hinaufgeklettert werden. Dieses ist wirklich extrem lang, aber bisher läuft´s gut. Ich fühle mich trotz des kargen Frühstücks sehr gut.
    Jetzt kommt´s knüppeldick! Wir müssen über im Boden verankerte Holzpflöcke balancieren. In Tirol war das kein Problem, hier rutsche ich in der Mitte ab und lande so unglücklich auf dem linken Daumen, dass dieser knackst und sofort dick wird. Schussel halt! Wir sind aber erst bei ca. Kilometer 5. ;( Burpees sind angesagt, nun bin ich agenockt!
    Ich laufe weiter und schon wartet das Multirig auf mich. Ich kralle mich mit den verbliebenen, unverletztn Fingern fest und meistere dieses auch ohne Daumen, aber mit viel Glück denn im Fallen läute ich die Glocke. Die Seile mit dem Knoten am Ende des Rigs waren schwerer zu meistern als gedacht.... Zum Luftholen bleibt kaum Zeit denn es wartet ein extrem schwerer Hercules Hoist auf uns. Ich sehe, dass viele Läufer hier Burpees machen, ich kann das Gewicht zum Glück hochziehen und mein Gewicht als Gegengewicht einsetzen. Einmal müssen meine Pfunde ja auch für etwas gut sein.....
    Mein Daumen pocht, aber er schmerzt nicht, ich laufe weiter und beobachte ihn genau. Den Speer setze ich leider daneben, aber die Burpees gehen heute gut, trotz Daumen. Nun müssen wir ein paar dicke Holzstämme umkippen die schwerer sind als sie aussehen. Check! Wir verlassen das Eventgelände wieder und finden uns im Wald wieder. Hier wird das Gelände hügeliger, aber die großen Anstiege fehlen bisher. Ich kämpfe mich durch verschiedene Hindernisse und laufe Kilometer für Kilometer. Ich bemerke, dass langsam auch die Anstiege viel steiler werden und wir schnurstracks auf den Jeschken zulaufen. Das war so klar! ;)
    Naja, die Aussicht von hier oben entschädigt! Gigantisch! Hätte ich ein Handy dabei oder einen Fotoapparat würde ich es für euch dokumentieren! Hab ich aber nicht, leider.
    Ich will euch nicht mit zu intensiven Schilderungen der Hindernisse langweilen, aber Eines muss ich euch mitteilen. Bei diesem Beast gibt es extrem viel zu schleppen (loaded carries) und die Gewichte sind extrem schwer! Der obligatorische Kieseimer (bucket carry), einen abgesägten Baumstamm, Atlas carry (allerdings mit einem extrem schweren Holzstück, statt dem runden Stein) waren der Anfang, doch es soll noch viel heftiger kommen.
    Höhenmeter gehören zu einem Hindernislauf einfach dazu, aber nun befinde ich mich am Anstieg auf einem wirklich steilen Skihang der kein Ende zu nehmen scheint. Die Oberschenkel brennen und ich kann die anderen Läufer vorne kaum sehen, so weit ist es noch bis hoch. Das Gelände ist rutschig, denn die Vegetation hat hier Wurzeln geschlagen die, einmal freigelegt, extrem rutschig sind. Ich kämpfe mich Meter für Meter nach oben und versuche an etwas Schönes zu denken. Das Herz hämmert und die Zeit scheint still zu stehen. Ich gehe langsam, aber ich gehe konstant weiter. Andere Läufer stehen, teilweise übergeben sie sich, ich gehe einfach nur weiter. Viele Minuten später bemerke ich, dass es wieder flacher wird und wir nun den Skihang auf der anderen Seite wieder absteigen müssen. In kontrolliertem Downhill-Lauf nehme ich Meter für Meter. Die Konzentration ist einfach gigantisch, denn das Gelände ist steil, rutschig und durchsetzt mit vielen Steinen. Es gilt, selbst nicht abzurutschen aber auch keine Steinlawinen auszulösen. Das Abwärtslaufen dauert nicht so lange wie der Anstieg, ist aber durchaus anstrengend, vor allem für Knie und die Oberschenkel.
    Unten angekommen befindet sich eine Verpflegungsstation mit Wasser, welches ich dankbar annehme. Ich drehe mich mit dem Becher in der Hand um und sehe, dass wir schon wieder nach oben müssen, diesmal über die scheinbar endlosen Treppen der Skisprungschanze fie Bevor ich zu viel nachdenken kann, marschiere ich einfach los und der Anstieg beginnt. Links von mir ist die Skisprungschanze mit Zahlen markiert, welche die Länge der gesprungenen Distanz in Metern angibt. Bei 150 beginnen die Markierungen und wir müssen für jeden Meter viele Treppen hochgehen. 120 Meter, 100 Meter, 80 Meter, irgendwann sind es nur noch 20 Meter und irgendwann sind wir oben angekommen, durchqueren die Schanze horizontal und gehen die Treppen auf der anderen Seite wieder hinunter. Wieder ist Konzentration gefragt, denn es gibt kein Geländer zum Festhalten und hier ist es sehr, sehr steil.
    Unten angekommen traue ich meinen Augen nicht! Wir müssen Sandsäcke auf die Schultern nehmen und die komplette Skipiste wieder nach oben gehen. Die Sandsäcke sind so schwer, dass ich zwei Versuche brauche um meinen überhaupt auf die Schulter zu wuchten. :huh:
    So, was nun folgt ist eine einzige Tortur. Es ist extrem steil, rutschig und das Gewicht ist erdrückend. Ich weiß, dass ich nicht hochschauen darf, sonst verzweifele ich. So kämpfe ich mich in 30-Meter-Schritten nach oben, jeweils 30 Meter hoch, absetzen, aufnehmen die nächsten 30 Meter und das immer weiter. Ich sehe einen jungen Mann weinen, ein Weiterer haut den Sack auf einen Stein, in der Hoffnung auf ein Loch das etwas von dem Sand rauslässt.....
    Ich bin wie in einem Tunnel und konzentriere mich voll auf meine Aufgabe. Gefühlt brauche ich ca. 30 Minuten bis zum höchsten Punkt, aber ich komme dort an. Nun muss ich auf der anderen Seite wieder hinunter, auch nicht einfach, aber erheblich leichter als das Hinaufschleppen.
    Ich steige Meter für Meter ab und kann den Sandsack irgendwann wieder abgeben. Nun fühlt sich das Weiterlaufen viel leichter an! Das war gerade sehr, sehr hart! Ach, wo bleibt eigentlich mein obligatorischer Krampf?

    Es sind noch einige Höhenmeter zu meistern, aber nicht mehr so steil und intensiv. Ein zweites Mal dürfen wir uns an den Seilen beweisen, diverse Wände überwinden, balancieren etc. Nach etwa 25 Kilometern sehe ich das Eventgelände und mit Entsetzen sehe ich lange Menschenschlangen die irgendetwas Weißes schleppen müssen. Bald schon bin ich ein Teil dieser Menschenschlangen, habe einen höllisch schweren Sandsack auf den Schultern und kämpfe gegen das Umfallen. Doch als ich diesen absetzen darf geht alles ganz schnell...... durch ein Schlammloch tauchen, über eine hohe Wand drüber, über das Feuer hüpfen und ich bin im Ziel! Wie geil ist das denn? Ich habe Doubletrifecta und weitere 30 Hindernisse für meine Aktion 1000 Hindernisse statt der Couch gesammelt! Ich bin einfach nur noch happy!

    Mike und Robert sind auch schon im Ziel und auch Elli finished heute gesund und munter! Ein gelungener Tag mit Doubletrifecta für Mike und mich.

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Kommentare 5

  • moonlightbabe -

    Wow, klingt hart. Super gemeistert!

    • muddy -

      Vielen Dank!. Es war mal wieder ein typischer "Beast" mit viel mehr Höhenmetern als ich gedacht hatte :) Und schwereren Gewichten :-))

  • Runner -

    wie immer ein super Bericht Uwe, aber wir sind doch zusammen gestartet und Elli und ROBERT waren schon auf der Strecke ;)

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