Braveheartbattle 2016

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  • Braveheartbattle 2016 - Durch die Hölle gegangen


    Also um es vorweg zu nehmen, ich liebe die Rhön auch nach diesem Rennen, aber eine gute Gastgeberin war sie nicht! Anstatt Wohlbefinden, Ruhe und gutes Essen gab es für mich Kälte, Matsch, Wind, eiskaltes Wasser und viele, viele, unendliche Höhenmeter! Aber ich wollte es ja so, ich wollte mein erstes Braveheartbattle finishen und mir für meine Aktion 1000Hindernisse weitere 50 Hindernisse gutschreiben.

    Wir befinden uns auf dem Weg von München nach Bischofsheim, ein kleiner Ort in der schönen Rhön. Die Rhön ist ein hügeliges Gebiet das sich über drei Bundesländer (Unterfranken (ich schreibe bewusst nicht Bayern), Hessen und Thüringen) erstreckt. Berühmt ist vor allem der Kreuzberg, welcher auch als "Berg der Franken" bezeichnet wird. Dort gibt es ein berühmtes Bier, welches heute leider nicht von Interesse für uns ist. Heute bin ich nicht alleine, denn Martin gibt sein Debüt im Hindernislauf, und das gleich beim Braveheartbattle, einem der Härtesten! Ich bin froh, dass ich heute in so angenehmer Gesellschaft bin und genieße es, heute mal nicht selbst fahren zu müssen! @Martin, danke nochmal dafür!

    Wir sind sehr gespannt was auf uns zukommt, denn das Braveheartbattle hat seinen Austragungsort geändert und findet diesmal in Bischofsheim statt. Die Vorberichte waren vielversprechend, oder sollte ich sagen "beängstigend"? Es würden über 1400 Höhenmeter sein, so viel Schlamm wie noch nie, Elektrohindernisse, Kälte und viel Wasser! Alles Dinge die einem bei Außentemperaturen um den Gefrierpunkt zu Denken geben. Hinzu kommt die Strecke von 30 Kilometern, welche schon bei einem Lauf ohne Hindernisse eine Herausforderung ist. Wir sind trotzdem guter Dinge und freuen uns. Die Zeit vergeht wie im Flug und bald sind wir an unserem Parkplatz angekommen. Mit dem Bustransfer erreichen wir das Start (und Ziel-Gelände) und stellen uns zur Registrierung an. Eine kleine Kritik sei an dieser Stelle erlaubt.... Die Registrierung dauert lange, sehr lange. Wir stehen 45 Minuten in der Warteschlange bis wir unsere Startunterlagen bekommen, und das bei kalten Temperaturen. Hier besteht definitiv Optimierungspotential.

    Wir bekommen unsere Startunterlagen, geben unsere Wertsachen ab und schon befinden wir uns im Startbereich, wo in Wellen gestartet wird. Wir ordnen uns irgenwo in der Mitte ein und müssen wieder eine halbe Stunde warten bis wir loslaufen können. Auch hier könnte man über eine feste Startzeitenzuordnung nachdenken, so wie es viele Andere Veranstalter auch machen. Das würde die Situation an der Registrierung und beim Start entspannen. Und man könnte großzügigere Pausenzeiten zwischen den Startwellen ermöglichen, was das Anstehen bei den Hindernissen ebenfalls verkürzen würde.

    Nun sind wir dran, klatschen beim Start den Masterchief ab und los geht´s! Die ersten beiden Kilometer sind leichte Strecke mit wenigen Höhenmetern, wir kommen gut voran. Das Gelände ist hügelig aber bisher sehr angenehm zu laufen, denn jeder Anstieg wird mit sanft abfallendem Gelände "belohnt" in dem man Gas geben kann. Martin, Sven (ein Freund von Martin) und ich sind läuferisch ähnlich stark und so finden wir ein für uns optimales Tempo.
    Wir erreichen die Osterburg, laufen den Weg wieder abwärts und müssen nun ein steiles Stück quer durch den Wald nach oben überwinden. Neben uns befindet sich eine riesige Rutsche, diese ist jedoch zu dieser Jahreszeit gesperrt. Wir erreichen den höchsten Punkt und sehen, dass wir den steilen Abhang quer nach unten klettern, rutschen oder kriechen müssen. Da sind Stücke die so schlammig und rutschig sind, dass es viel Vorsicht und Körperbeherrschung erfordert diese zu bewältigen. Unten angekommen dürfen wir gleich nochmal nach oben (ebenfalls über ein extrem rutschiges Stück, quer durch den Wald), dann wieder runter und wieder hoch. Insgesamt dürften es 5 oder 6 mal rauf und runter gewesen sein, auf alle Fälle war bereits dieses erste richtige Hindernis ein absoluter Oberschenkelburner ohne Gnade für die Wade! Hart aber schon cool.

    Wir laufen weiter, viel Trail, viele Höhenmeter und gefühlt die meiste Zeit durch den Schlamm. Ich vermute, dass die ersten Starter das Problem nicht ganz so extrem hatten, denn der Schlamm wird immer intensiver und saugender je mehr Läufer darüber oder hindurch laufen. Ich sehe, dass die gelaufenen Kilometer langsam steigen, aber das Gelände steigt auch und zwar stetig, teilweise mit sehr steilen Stellen. Ein Barbed Wire Kurs ist kein Problem und auch die anderen Hindernisse machen richtig Spaß, aber ich spüre wie gerade das schwierige Gelände viel Kraft raubt.
    Über eine längere Passage nach unten kommen wir wieder Richtung Bischofsheim, müssen ein paarmal knietief durch eiskaltes Wasser und erreichen die Innenstadt. Dort hat man es sehr gut mit uns gemeint, denn wir dürfen einen richtig coolen, richtig hohen Heuballenturm überwinden, durch Reifen klettern, über Reifen laufen durch Betonröhren krabbeln und diverse Holzwände überwinden. Love it! Weniger schön ist für uns Läufer ein Wassercontainer durch den wir müssen. Hier werden wir bis zum Kopf komplett nass. Habe ich eigentlich erwähnt, dass die Temperaturen immer noch um den Gefrierpunkt liegen und ein beißender Wind weht?


    Ich will mich nicht beschweren, denn es ist das Braveheartbattle und ich wollte es ja so! Doch nun komme ich auf das Bundeswehr Field. Wir überwinden ein paar Holzwände, kleittern durch ein paar Röhren, müssen unter Stacheldraht (Barbedwirecrawl) durchkriechen, alles noch gut. Doch nun sehe ich die riesigen Gruben, gefüllt mit Schlamm, die Wände von hoch aufgetürmtem und extrem saugendem Erdreich flankiert.
    Wow, voller Vorfreude springe ich als bekennender Schlammliebhaber rein. Keine gute Idee! Durch den gewagten Sprung sinken meine Beine so tief ein, dass ich mit den Armen und der Beinmuskulatur arbeiten muss um zumindest einen Fuß vom Schlamm zu befreien. Habe ich erwähnt, dass ich hüfttief im Schlamm bin? Mit viel Krafteinsatz kämpfe ich mich durch die erste Schlammgrube nach oben und sehe mit wachsendem Entsetzen, dass noch vier weitere warten! Bei der Dritten spüre ich einen aufkeimenden Krampf im linken Bein. Ich bin dankbar als alle fünf Gruben geschafft sind, auch wenn ich weiß, dass ich hier nochmal durch muss! Ich habe größten Respekt, vor allem wegen dem Krampf der sich angedeutet hat.

    Irgendwie laufe ich wieder, nicht weil ich will sondern weil mein unterkühlter Körper muss um die Temperatur zu erhöhen. Längst kann ich meine Finger (trotz der Handschuhe) nichtmehr krümmen, aber die müssen ja eh nix machen. Passt schon. Mein Beine dagegen, die müssen weiterhin Höchstleistungen bringen. Nach weiteren Wasserhindernissen, eine Laufschleife und kleineren Hindernissen komme ich wieder im Ortszentrum von Bischofsheim an, wieder geht es über die Strohwand, durch die Reifen, durch das Wasser etc. Das ist reine Geduldssache, denn im Kopf gibt es nur den zweiten Durchgang der Bundeswehr Fields.


    Und genau dahin komme ich wieder. Bundeswehrfields die Zweite! Ich kämpfe, ich ziehe, ich falle, ich rutsche, einmal, zweimal, dreimal, viermal, das letzte Mal und durch bin ich! Die Schlammgruben sind das zweite Mal geschafft.
    Ein paar Kilometer und Hindernisse später befinde ich mich wieder auf dem Weg in die Berge auf leichtem Anstieg mit teils steilen Passagen. Ich bin dankbar wieder in natürlichem Gelände zu sein, so ganz ohne Panzer und Drill Instruktoren.
    Wir laufen, kriechen unter einem mit Strom überspannten Kanal durch, laufen weiter. Meine Uhr zeigt, dass wir bereits 25 Kilometer gelaufen sind. Ich zähle die Kilometer nach unten, denn ich vertraue darauf, dass die Angabe von 30km stimmt. Der Masterchief würde mich doch nicht belügen, oder? Ne, sowas macht der nicht.

    Meine Schritte werden langsamer, wenn der Weg bergauf führt muss ich viele Passagen wandern, zum Laufen fehlt mittlerweile die Kraft. Aber nach unten kann ich noch laufen, und mach das auch! Die Berge scheinen nicht aufzuhören und erst nach 29 Kilometer erreichen wir die Spitze. Nun geht es nur noch bergab. In lockerem Trab laufe ich nach unten und höre bereits die Musik im Zielbereich. Ich habe es fast geschafft. Nur noch ein paar Meter, ich sehe den Zielbogen laufe weiter und bekomme die Medaille umgehängt. Nach 5 Stunden und 30 Minuten ist die Schlacht geschlagen, ich habe, so wie viele andere Starter gewonnen! Leider blieben dieses Jahr viele Starter ohne Finish, denn bei Anbruch der Dunkelheit wurde das Rennen aus Sicherheitsgründen abgebrochen und die Läufer mit Bussen abgeholt.

    Ich bin total glücklich, auch wenn es mich etwas traurig macht, als mir Martin und Sven erzählen, dass sie nach dem Bundeswehr Field aufgrund von schweren Krämpfen aufgeben mussten. Ich kann das gut, sehr gut nachvollziehen. Sie sind aber gut drauf und es tut gut, gute Laune und support zu spüren. Sie freuen sich mit mir!


    Das Braveheartbattle 2016 ist geschlagen, weitere 50 Hindernisse auf dem Konto (nun habe ich dieses Jahr schon 160) und eine große Erfahrung reicher!

    Fazit:
    Das Braveheartbattle ist hart und man sollte nur sehr gut trainiert teilnehmen. Ständige Vorsicht ist geboten, denn das hügelige Gelände hat so seine Tücken (herabfallende Steine, rutschiges Gelände etc.). Ich habe gute Erfahrungen mit meinem Trinkrucksack gemacht in dem ich zwei Mineralientabletten aufgelöst hatte. Diese haben mich vor einem stärkeren Krampf bewahrt, so dass ich sogar nach 32 Kilometern laufend das Ziel erreicht habe. Jetzt, einen Tag später, fühle ich mich bereit für das Braveheartbattle 2017!

    Update April 2016: Habe mich für das Braveheartbattle 2017 (11. März) wieder angemeldet!

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Kommentare 1

  • Creasy Bear -

    Schöner Bericht. War auch am Start (5 Std:25 Min.) und ich muss auch sagen, dass mir der Start in der dortigen Form nicht zugesagt hat. Eine feste Zuordnung zu Startergruppen wäre wirklich sinnvoller gewesen. Kam mir vor wie auf der Loveparade. Wäre da eine Panik ausgebrochen, hätte es übel ausgehen können. Auch über die Planung mancher Läufer muss ich mich wundern. Einen solchen Lauf ohne Gels, Riegel, Salztabletten oder zumindest eine eigene Trinkflasche zu absolvieren betrachte ich als ausgesprochen fahrlässig. Auch die Leute die da in alten Hallenschuhen antreten, hätten vorher vielleicht nochmal überlegen sollen.

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