Spartan Race Tirol 2015 - Mein erster Beast

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  • Manchmal muss es weh tun, damit man sich ändert. Das musste ich bei meinem ersten Spartan Race Beast in Oberndorf, Tirol lernen. Aber mal ganz von Vorne....

    Im April hatten wir mit unserem Team "Happy Spartans" ein wunderbares, wenn auch sehr kaltes Spartan Race München in der "Sprint"-Distanz, was uns die rote "Sprint-Medallie" einbrachte. Beim Spartan Race in Köln konnte ich mir die blaue "Super"-Distanz Medallie erlaufen, fehlte also noch die grüne "Beast"-Finishermedallie, damit "TRIFECTA" (alle drei Distanzen innerhalb eines Jahres erfolgreich absolviert) endlich mein sein kann.
    Als Münchner bot es sich natürlich an, mich für das Spartan Race in Tirol (Österreich) anzumelden, haben wir doch gerade mal knappe 150km bis nach Oberndorf.

    Es freute mich sehr, dass sich aus unserem Happy Spartans Team noch weitere, 9 Läuferinnen und Läufer anmeldeten, wenn auch für die Sprint-Distanz. Es ist einfach viel Schöner, wenn man solch eine Reise als Team antritt. Dies sollte sich auch im Laufe des Wochenendes des Öfteren bestätigen.

    Wie es den Happy Spartans bei der Sprint-Distanz gegangen ist könnt ihr hier nachlesen: functional-training-muenchen.de/spartan-race-tirol-2015/


    Mission "TRIFECTA" beim Spartan Race Tirol, Beast Distanz
    Nachdem wir gestern gemeinsam in Tirol eingetroffen sind, unsere Pension im schönen St. Johann (etwa 3km von Oberndorf entfernt) bezogen haben, genießen wir zusammen ausgiebig das leckere Frühstück.
    Ich habe die letzen Tage viel Wert auf eine gute Hydrierung und eine kohlehydratreiche Nahrung gelegt, gestern Abend war carboloading angesagt, eigentlich müsste ich gut vorbereitet sein. Mein Training verlief verletzungsfrei und ich habe ein gutes Gefühl und bin voller Vorfreude auf meine erste "Beast"-Distanz beim Spartan Race.

    Am Eventgelände angekommen, verläuft die Registrierung problemlos, die Stimmung ist in unserem Team (wie immer) gut und ich freue mich, dass es für mich bald ernst wird. Ich habe die Startwelle um 12:15 Uhr gebucht, passt. Ich überlege mir ob ich doch einen Wasserrucksack mitnehmen sollte, entscheide mich aber dagegen. Angeblich gibt es genügend Verpflegungsstationen auf dem Weg, was sich später übrigens auch bestätigen sollte.
    Sicherheitshalber habe ich drei Powerbar-Gels mitgenommen um meinen Körper alle 45 Minuten mit neuem Brennstoff zu versorgen, so der Plan. Bei meinen Marathonläufen hat das bisher immer ganz gut funktioniert, eine andere Erfahrung habe ich bisher nicht.

    Meine größte Sorge gilt sowieso mehr den Getränken, denn der festen Nahrung. Es ist gut, dass wir bald in unseren Startblock dürfen, denn dann hört das "Nachdenken" auf. Der Einheizer macht seine Sache gut, und bald ertönt der Startschuss unter lauten "Arooo"-Rufen zum Spartan Race Beast, meiner ersten Beast-Distanz.

    Wir rennen los und finden uns wenige Augenblicke später im ersten, kleineren Schlammloch wieder. Weiter geht´s durch ein Schwimmbecken, wir sind schon gut nass obwohl wir noch keine drei Minuten unterwegs sind. Ich bin froh, dass ich neben einer kurzen Lauftight ein ärmelloses Shirt anhabe und dazu die Reebok All Terrain Super Schuhe trage, denn es ist heute sehr warm. Das muss man den Schuhen lassen, sie werden schnell wieder trocken! Das habe ich heute des Öfteren merken können, denn sie sollten heute oft nass werden.

    Wir überqueren ein hohes Gerüst, dann müssen wir an einer Holzwand drei etwa 4m lange Seiten entlangklettern, ganz im Boulder-Style. Weiter geht´s, und schon bald befinden wir uns in einem Kanal der auf den Berg führt. Wasser kommt uns entgegen, da dieses jedoch nur wenige Finger hoch ist, spielt dies keine große Rolle. Es ist zwar rutschig, aber wir kommen gut voran und bis jetzt läuft alles wie am Schnürchen.

    Manche Zwischenstücke klettern wir auf Netzen höher, laufen weiter im Kanal, immer bergauf. Langsam merken meine Beine die Höhenmeter die sich nun summieren. Es ist nicht besonders steil, aber deutlich spürbar.
    Wir verlassen den Kanal und auf geht´s in den Wald, weiter nach oben, diesmal aber erheblich steiler. Mittlerweile läuft niemand mehr, es ist Powerhiking angesagt. Die Oberschenkel brennen, halten aber bisher gut durch. Die Schuhe haben einen guten Grip, es läuft aus meiner Sicht gut.
    Wir sind schon über eine Stunde unterwegs, aber die Steigung scheint kein Ende zu nehmen. Als sie dann doch irgendwann vorbei ist befinden wir uns mit brennenden Oberschenkeln vor einem Bergsee den wir durchschwimmen müssen. Natürlich ist dieser kühl, sehr kühl, und natürlich befinden sich darin Baumstämme die man entweder überwinden muss oder untertauchen muss. Ich entscheide mich für´s Überwinden.
    Ich schwimme gerne, so ist das für mich nicht schlimm, aber vor Kälte schlottert mein ganzer Körper. Ich betrete das Ufer, setze an zum Weiterlaufen und werde von einem Krampf im Oberschenkel (vorne und hinten) umgeworfen. Es ist wie ein Schlag mit einem Schmiedehammer. Ich dehne mich so gut es geht und versuche zu Gehen um so meine Muskeln zu lockern ohne Stehen bleiben zu müssen. Das gelingt mir zumindest ansatzweise, doch schon steht das nächste Hindernis vor mir. Unter Stacheldraht müssen wir bergauf robben. Das klappt zum Glück problemlos und ohne weiteren Krampf.
    Weiter geht´s bergauf, diesmal mit einem schweren Sandsack auf den Schultern. Die ledierten Beine brennen, ich versuche das Gewicht auf beiden Schultern zu verteilen und den Rücken gerade zu lassen. Eine schier unendliche Zeit vergeht, bis ich weitere, zahlreiche Höhenmeter absolviert habe, den Weg wieder bergab bis zur Sandsackausgabestation gmeistert habe.


    Nun erwartet mich ein Trailpfad den ich mit Unterbrechungen (Krämpfe müssen gelöst werden) laufen kann, bis wir zu dem nächsten Hindernis kommen. Nun heißt es, mit einem Gummiband um die Knöchel über die Reifen springen! Eigentlich liebe ich dieses Hindernis, aber meine Beine krampfen bei jedem Sprung.
    Nichts währt ewig, so ist auch dieses Hindernis bald geschafft und weiter geht´s. Diesmal bergab, mit teilweise steilen Passagen. Dies vertragen meine Beine die ersten 500m sehr gut, dann krampft der Muskel oberhalb des Knies. Gehpausen sind die Lösung, und so komme ich beim nächsten Hindernis an. Hier warten schwere Ketten auf uns, die wir einen Rundparcour tragen. Eigentlich kein Problem, allerdings sind die Ketten sehr unhandlich und das Gewicht macht jeden Tritt im unwegsamen Gelände zu einer Konzentrationsherausforderung. Nur nicht umknicken!
    Das Hindernis ist gemeistert, weiter geht´s nach unten. Eine riesigie Holzwand (locker 3m Höhe) steht vor uns. Neben ihr, zahlreiche Läufer die fleißig Burpees machen. Ich versuche mein Glück mit Anlauf auf die Wand, allerdings krampfen beide Beine gleichzeitig beim Absprung und ich falle wie ein nasser Sack wieder runter. Naja, Burpees habe ich geübt, so kann´s nach 30 dieser schönen Übungen weitergehen!

    Wir laufen weiterhin bergab und erreichen bald eine weitere, diesmal überhängende Holzwand die es zu überwinden gilt, diemal jedoch etwas niedriger, kein Problem.
    Wir erreichen das Tal und müssen durch eine Straßenunterführung. Natürlich gilt es hier das nächste Hindernis zu überwinden, ein Seilnetz das im "Monkey-Bar-Style", also hangelnd überwunden werden muss. Check, erledigt!
    Der Oberkörper funktioniert ja noch, und das ist gut, denn nun gilt es eine dicke, etwas 30 Kilo schwere Steinkugel von A nach B und wieder zurück zu befördern. Dies ist jedoch bald ebenfalls geschafft, auch wenn ich langsam merke, dass die Kraft ausgeht.
    Man sagt uns, dass wir ungefähr bei Kilometer 16 sind. Motiviert laufe ich weiter und komme nach weiteren, ca. 2 Kilometern zu einer Getränkeausgabestelle. Während der Flüssigkeitsaufnahme frage ich wie weit es noch ist. Die Dame sagt mir, dass wir noch ca. 8 Kilometer hätten. Ich habe mit maximal 4 Kilometern gerechnet, da wir die Musik des Festivalgeländes laut hören und zu diesem Zeitpunkt bereits über 3 Stunden unterwegs sind. Hinzu kommt, dass meine Beine krampfen, so dass ich alle 300 Meter locker gehen muss um den Krampf zu lösen. Ich rufe mir die Email in Erinnerung in der man uns geraten hat, eine Kopflampe mitzunehmen, was ich natürlich nicht gemacht habe. War das ein Fehler?

    Weiter geht´s durch ein Flußbett, dann erneut bergauf. Es folgen wieder Höhenmeter, eine ganze Menge davon, quer über Stock und Stein (eigentlich mehr Stock als Stein).
    Irgendwann bemerke ich, dass es immer mehr Leute auf der Strecke sind. Bald realisiere ich, dass die Sprint-Distanz gestartet ist und wir die gleichen Restkilometer haben. Es können also nichtmehr soooo viele sein, denn "Sprint" ist ja nicht ganz so lang. Meine Krämpfe sind erheblich schlimmer geworden, aber ich habe heute das erste Mal das Gefühl, dass ich es trotzdem (notfalls Kriechend) bis ins Ziel schaffen kann. Längst habe ich meine Wunschzeit aufgegeben. || "Ankommen" lautet mein neues Credo!
    Nach ein paar weitern Hindernissen im Wald (sorry, aber ich kann mich nur erinnern, dass ich noch klettern musste und die Monkey Bars dabei waren) erreichen wir den berüchtigten Steinbruch. Dieser soll uns nochmal alles abverlangen!

    Beim Einlaufen in den Steinbruch habe ich ein mulmiges Gefühl, denn die Luft ist extrem trocken, es ist heiß und überall ist weißer Staub. Ich sehe, dass der Steinbruch zweigeteilt wurde. Die "Sprint"-Läufer laufen nach links zu ihren Hindernissen, die "Beast"-Läufer erst nach Rechts, da auf uns ein paar Hindernisse mehr warten. So folge ich dem "Beast"-Grünen Pfeil und darf mit einem dicken Seil einen noch dickeren Reifen von A nach B und wieder zurück ziehen.
    Der Puls rast, ich laufe nach erfolgreich absolvierter Prüfung weiter und muss mich nun an einem Seil etwa 5 Meter hinunterlassen, wo erneut eine Schwimmstrecke, diesmal im Baggersee wartet.


    Das Wasser ist kalt, aber am Meisten machen mir meine Krämpfe Sorgen. Passieren wird aber nix, denn der Veranstalter hat genug Sicherheitspersonal bereitgestellt. Ich schwimme also, meine Beine halten durch und ich kann das kalte Nass unversehrt verlassen.

    Nun geht es durch eine Schlammgrube die bis zum Hals reicht, weiter quer an einer rutschigen Kieswand nach oben zum Steine Schleppen. Ich befülle also einen Eimer mit Kieselsteinen, trage diesen einen Rundparcour und entleere die Steine wieder. Danach darf ich endlich den Speer werfen. Ich treffe, aber der Speer rutscht wieder aus dem Heuballen raus, also Burpees!

    Wir dürfen noch ein Gewicht an einer Winde nach oben ziehen, dann geht´s (endlich) aus der Kiesgrube raus. Die Krämpfe sind nun omnipräsent, an Laufen ist kaum noch zu denken. Lockeres Joggen geht gerade noch....
    Ich bin bereits über fünf Stunden unterwegs und mittlerweile ziemlich durstig, obwohl die Streckenversorgung wirklich klasse war!

    Nun heißt es ein letztes Mal zusammenreißen, denn die letzten Hindernisse befinden sich auf dem Eventgelände. Als Erstes muss nochmal ein Stacheldraht unterkrabbelt werden, was mir leicht fällt. Dann müssen die Seile hochgeklettert werden. Hier mach ich die Burpees gerne, denn meine Kraft ist fast aufgebraucht. Das Überwinden der übereinandergestapelten Container ist kein Problem, doch dann folgen nochmal 4 oder 5 tiefe Schlammgräben mit rutschigen Ausstiegen. Die kosten nochmal richtig Kraft.


    Jetzt noch die Schrägwand hoch, das Feuer überspringen und endlich im Ziel!


    Im Ziel erwartet mich die ersehnte grüne Beast-Medallie, sowie das Finisher Shirt. Obwohl ich 05:19 Stunden gebraucht habe, befinde ich mich immer noch im Mittelfeld des Starterfeldes (ca. 330ter von 800 Startern), was ich niemals gedacht hätte. Das zeigt mir, dass der Kurs sehr anspruchsvoll war! Wir erfahren, dass wir insgesamt 26,7 Kilometer und über 30 Hindernisse überwunden haben. Der Muskelkater wird von einem anderen Stern werden!

    Fazit:
    Ich war eigentlich sehr gut vorbereitet mit einer Ausnahme! Ich hab zu wenige Bergläufe trainiert! Mir war es klar, dass wir in Tirol Höhenmeter zurücklegen müssen, aber es waren mehr als ich erwartet habe. Mein größtes Problem war nicht die Erschöpfung sondern die Krämpfe! Diese begannen relativ früh (so ungefähr bei Kilometer 14) nach dem Aussteigen aus dem kalten Wasser und zogen sich bis zum Schluß durch. Hier muss ich mir für kommendes Jahr eine neue Taktik zurechtlegen mit der ich meine Muskeln etwas schützen kann.

    Außerdem kann ich allen die sich an einer Langdistanz "Beast" versuchen wollen empfehlen sich intensivst vorzubereiten. Das ist nicht einfach nur ein "Abschlusslauf zur TRIFECTA". Es geht hier um eine Herausforderung die Dich brechen kann!

    Ich bin froh die Erfahrung gemacht zu haben. Ich habe viel gelernt und genau so verbuche ich den Lauf für mich! TRIFECTA ist eingefahren, aber viel wichtiger war die Erkenntnis was ich alles falsch gemacht habe. Es hat weh getan, ich habe die Hälfte des Laufes mit komplett zugekrampfter Muskulatur absolviert und trotzdem bin ich ins Ziel gekommen. Dafür bin ich dankbar!

    Nächstes Jahr bin ich wieder dabei, dann aber besser vorbereitet! Die Veranstaltung ist einfach klasse und die Lokation einmalig :thumbsup:

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